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Die Hutterer

1. Jakob Hutter

Geboren wurde Jakob Hutter Anfang des 16. Jhdts. in Moos, einem Weiler der Gemeinde St. Lorenzen bei Bruneck im Pustertal. Sein genaues Geburtsjahr ist unbekannt, da es an Geburtsaufzeichnungen aus dieser Zeit mangelt. Über seine Kindheit gibt es ebenfalls nur spärliche Aufzeichnungen, bekannt ist jedoch, dass er in Bruneck notdürftig unterrichtet wurde und dass er in Prags (östliches Südtirol) das Hutmacherhandwerk erlernte. Nach dieser Ausbildung begab er sich auf Wanderschaft (=Stör; eigentlich reisender Handwerker). Auf diese Weise kam er nach Kärnten, wo er sich in Spital niederließ. Dort kam er auch erstmals in Kontakt mit der evangelischen Glaubensrichtung. Hutter wechselte den Glauben, und wurde schnell als Prediger bekannt. Hutter ging wieder zurück nach Tirol, um die evangelische Lehre auch dort bekannt zu machen. Die erste Gemeinde deren Vorsteher Hutter war hieß Welsberg. Dort versammelte er bei Freunden seine kleine Anhängerschaft und sorgte so für eine immer größere Verbreitung des evangelischen Glaubens. Hutters Verhalten missfiel der Regierung in Innsbruck erstmals als er zehn Menschen auf einmal taufte. Die Regierung warf ihm eine Verbreitung der verbotenen lutherischen Lehre vor, und außerdem sollte er verbotene Bücher verkaufen. Am 21. Mai 1529 wurden 14 Täufer gefangen genommen, Jakob Hutter und einigen anderen gelang es jedoch durch Flucht der Verhaftung zu entgehen. Wahrscheinlich wurden die Gefangenen hingerichtet, dies ist jedoch unklar, da die Regierung in Innsbruck dazu keine Stellung mehr nimmt. Von da an begann die große Verfolgung der Täufer, immer mehr wurden verhaftet und hingerichtet. Insgesamt sollen laut der hutterischen Chronik insgesamt 360 Täufer hingerichtet worden sein. Besonders in den Städten Rattenberg, Schwaz und Innsbruck fielen viele Hutterer der Verfolgung zum Opfer. Hutter selbst wurde am 26. Februar 1536 lebendig unter dem Goldenen Dachl verbrannt.

2. Entstehungsgeschichte und Gründe für die Entstehung der Brüdergemeinschaft

Strömungen wie der Humanismus (= "Wiederbelebung der Antike"; ungefähr ab dem 14. Jhdt.) und die Entdeckung Amerikas veränderten die Weltanschauung grundsätzlich. Zuletzt war auch noch die Erfindung des Buchdrucks Auslöser für eine Verbreitung der Bibel und deren Lehren in Buchform. Luther sollte mit seinen 95 Thesen den Grundstein für eine Spaltung der Kirche legen (Konzil von Trient 1545). Luthers Thesen wurden in dieser Zeit der Verunsicherung von der enttäuschten Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen, und ähnlich war es auch bei uns in Tirol. Als gesetzliche Grundlage dient der 2. Reichstag von Speyer (Rheinland - Pfalz, DE), in dem beschlossen wurde, dass eine Gewissensfreiheit anerkannt wurde und dass die Todesstrafe bei Täufern nicht mehr reichsrechtlich verfügt wurde(d. h. dass kein geistliches Inquisitionsgericht mehr zu entscheiden hatte, ob ein Täufer hingerichtet werden sollte). In Tirol stieß der erste Reformator Jörg Blaurock (eigentl. Georg Cajakob) auf fruchtbaren Boden und sorgte für eine gute Grundlage für die Lehre Jakob Hutters.

3. Verschiedene Verbreitungsgebiete

Durch die erstarkte Verfolgung und Vertreibung der Täufer in Tirol suchte sich Hutter eine neue Heimat. Hutter fand seine neue Heimat in Mähren (im Osten der tschechischen Republik), es war sogar eine Art „gelobtes Land“ für ihn und seine Glaubensbrüder. In Mähren war die freie Religionsausübung bereits in den Kinderschuhen. Dies ist zurückzuführen auf die Hussitenkriege, aus denen die vier Prager Artikel resultierten. Die Hussiten waren verschiedene reformatorische bzw. revolutionäre Bewegungen in Böhmen, die von der Regierung verfolgt wurden. Jedoch konnte sich diese Randgruppe etablieren. Dies taten sie jedoch durchaus gewaltsam (siehe Prager Fenstersturz 1419). Als der König schließlich erkannte, dass seine Lage aussichtslos war, gewährte er 1420 die Formulierung von vier Artikeln. In diesen Artikeln wurden folgende Punkte festgelegt:

  • Die Freiheit für die Predigt
  • Die Freiheit für den Kelch
  • Die Freiheit von säkularer Kirchenherrschaft
  • Freiheit von ungerechter weltlicher Herrschaft

Diese Freiheiten heißen soviel wie:

  • freie Wahl, welcher Herrschaft man untersteht
  • freie Religionsausübung
  • Trennung von Religion und Staat
  • Befreiung vom Feudalwesen etc.

Außerdem wurden den Täufern dort von den Feudalherren auch folgende Dinge angeboten: Siedlungsland; die Befreiung vom Frondienst, Zins und Steuer; Hilfe beim Aufbau von Häusern. Bereits vor Hutter verließen viele Täufer den süddeutschen Raum und zogen nach Mähren, deshalb hatte Hutter schon direkt bei seinem Eintreffen eine relativ große Gläubigergemeinde. Hutter vereinbarte mit dem Begründer der mährischen Gemeine eine fixe Aufnahme der Täufer in Mähren. In Niederösterreich gründeten einige Hutterer ein kleines Zentrum im Norden von Steinbrunn. Dies war jedoch nur möglich, weil der hier herrschende Graf selbst ein Hutterer war, um 1620 wurde diese Gemeinde von Soldaten Ferdinands I überfallen und die ansässige Bevölkerung deportiert. In Ungarn siedelten sich bereits Mitte des 16. Jhdts. Hutterer an. Dort stießen sie auf keinen Wiederstand, da sie als Pioniere wirkten und Neuland erschlossen. Ihre Verbreitung reichte sogar bis nach Siebenbürgen (heute Rumänien). Dieses Siedlungsgebiet galt als sehr beständig, was aber mit dem Jahre 1767 ein Ende fand. Unter anhaltenden Repressionen mussten die Hutterer auch dieses Land verlassen und gingen deshalb nach Russland. Die Hutterer erhielten von einem Grafen das Angebot, sich in seinen Ländern in der heutigen Ukraine anzusiedeln. Dies betraf allerdings nur 67 Anhänger. Katharina die Große wollte mit den Hutterern unbesiedeltes Land besiedeln, darum gab sie ihnen Land 100km nordöstlich von Kiew. Dorthin folgten Ihnen auch später noch freigelassene Brüder. Die 400 Siedler der Gemeinde verarmten zusehends und hatten mit dem Problem der Überbevölkerung zu kämpfen. Bis zum Jahre 1818 bestand diese Gemeinde als Einheit. Später unterteilten sich die Bürger in Eigentümer und Gemeinschaftler. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht einigte die Bürger für kurze Zeit. Nach dieser Einigung beschloss man auszuwandern. Die Wahl fiel auf Nordamerika, da dort bereits Mennoniten (= evangelische Glaubensgemeinschaft) lebten. Nach Nordamerika (genauer South Dakota) kamen die Hutterer über Hamburg und New York. Von den insgesamt 1265 Übersiedlern gehörten jedoch nur 400 den Gemeinschaftlern an. Die Übersiedler, die keine eigenen Gemeinden gründeten, nahmen den Homestead Act (= 1863 in den USA beschlossenes Gesetz zum Landerwerb) an. Sie gingen daher privat der Landwirtschaft nach und wanderten in die Prärie aus. Durch diese Versprengtheit konnte jedoch die Gesamtheit nicht gewahrt werden und deshalb schlossen sich viele den Mennoniten an. Im 2. Weltkrieg wurde den Hutterern die Zugehörigkeit zum nationalsozialistischen System angekreidet. Die Verweigerung der Wehrpflicht unterstützte dieses Vorurteil. Die Situation spitzte sich abermals zu, als zwei junge Hutterer starben, weil sie sich weigerten eine Uniform anzuziehen. Daraufhin beschlossen sie nach Kanada auszuwandern. Dies war jedoch ein sehr langwieriger Prozess, der bis zum Ende des 2. WK dauerte. Obwohl in Kanada die Wirtschaftskrise war, florierte die Gemeinschaft der Hutterer und sie hatten ein großes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Die Hutterer hatten aus den Geschehnissen in Russland gelernt und deshalb entwickelten sie ein spezielles System der Koloniebildung. Zählte eine Kolonie ungefähr 120 EW musste sie eine Tochterkolonie hervorbringen um so Überbevölkerung zu vermeiden. Doch wiederum sahen sich die Hutterer einer immer größer werdenden Feindseligkeit gegenüber, die auf den 2. WK zurückzuführen ist. Es entwickelte sich ebenfalls eine diskriminierende Gesetzgebung, die die Hutterer zwang wider in die USA zu emigrieren. Es entwickelten sie drei Gruppen, die sich durch ihre unterschiedliche Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit unterscheiden. Für mein Empfinden leben aber alle Hutterer ausgeschlossen von der Öffentlichkeit.

4. Aufspaltung der Hutterer

Die Althutterer unterteilen sich wiederum in drei Gruppen. Die Gruppennamen leiten sich von den jeweiligen Berufen oder Namen der Führungspersönlichkeiten ab. So heißt eine der Gruppen „Schmiedeleut“, weil deren Leiter (Michael Waldner) einst einmal ein Schmied war. Zudem gab es noch die Lehrerleut (unter Jakob Wipf) und die Dariusleut unter Darius Walter. Zudem gibt es noch eine Reihe unabhängiger Kolonien. Den größten Teil der Althutterer -und damit auch der gesamten Hutterer- stellen jedoch die Prärieleut dar, die 800 der etwa 1200 Übersiedler zählen. Die Prärieleut verloren jedoch mit der Zeit den Hutterischen Glauben und schlossen sich den Mennoniten an.

Die Neuhutter spalteten sich erst 1995 von den konventionellen Hutterern ab, existierten jedoch seit 1920. Das Ehepaar Arnold gründete diese Richtung, die jetzt wieder in Hessen leben. Weitere Neuhutter sind die Juliusleut in Kanada, die Owa – Leut in Japan und die Nigerialeut.

5. Ihre Grundsätze und das Gemeinschaftsleben

Die Hutterer legen die Bibel wörtlich aus, d. h. dass sie ein arbeitsames und keusches Leben führen und nach dem System der urchristlichen Gütergemeinschaft leben. Eine Gütergemeinschaft folgt der Apostelgeschichte, in der es heißt: „Und alle, die da gläubig geworden waren, taten ihren ganzen Besitz zusammen“. Pazifistisch eingestellten Hutterern missfiel der Wehrdienst, den sie mit Verweis auf die Bergpredigt (genau: Matthäus 5:21) hartnäckig verweigerten. Bei den Darius – und Lehrerleut gilt auch das sogenannte Bilderverbot, das ihnen nicht erlaubt, Bilder von sich zu machen bzw. machen zu lassen. Eine wichtige Säule im Leben eines Hutterers ist der Gesang, mit dessen Hilfe ihre Kultur weitergegeben wird und die Gemeinschaft enger zusammenrücken lässt. Die Aufnahme in die Huttergemeinschaft erfolgt erst nachdem die betreffende Person freiwillig nach einer frei gewählten Religion getauft wurde. Daher wird die Taufe von unmündigen Kindern strikt abgelehnt. Die Hutterer verzichten großteils auf eine Missionierung, eine Ausnahme dazu bilden die Nigerialeut, die als aktives Missionsinstrument gegründet wurden. Um Inzucht zu vermeiden bestimmt immer der Älteste einer Kolonie über eine Heirat, das letzte Wort jedoch hat die Familie der Braut. Die Berufe der Frauen und Männer folgen dem patriarchalischen System. Das Gesellschaftsleben der Hutterer ist streng geschlechtergetrennt, so wie man es eher aus arabischen Systemen kennt. Die schulische Ausbildung und der Bereich der Hofarbeit erfolgen erstaunlicherweise geschlechterübergreifend. Ab dem zweiten Lebensjahr besuchen die Kinder die Klankinderschuel, die so eine Art Kindergarten ist. Bis zum 15. Lebensjahr besuchen die Kinder dann eine höhere Schule, in der sie im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werden. Den Besuch einer staatlichen Schule lehnen sie ab, nur die Schmideleut in Kanada besuchen ab und zu eine öffentliche Universität. Nach der Schule spezialisieren sie sich auf einen Handwerklichen Bereich. Als Ausbildner wirken ältere Gemeindemitglieder. Bei diesem System, das auf „learning by doing“ basiert, wird das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben.

6. Die hutterische Sprache

Die hutterische Sprache ist ein Deutsch mit stark ausgeprägtem Dialekt. Dies ist auf das Alter der Sprache und die immerwährende Isolierung von der Außenwelt zurückzuführen. Als Gottesdienstsprache verwenden sie ein altertümliches Hochdeutsch.
Eine Bedrohung für die Huttersprache stellt Englisch dar. Englisch verdrängt zusehends die hutterische Sprache. Das ursprüngliche tirolerische – kärntnerische Deutsch mit vielen Dialekten wird also mit dem Englischen vermischt. Englisch beeinflusst nicht nur die Alltagssprache, sondern auch zunehmend den religiösen Bereich. Durch diesen Einfluss bildete sich eine neue englischsprachige Religiosität. So kam es fast schon zu einer „Konkurrenz“ zwischen der deutschsprachigen und der englischsprachigen Hutterergemeinschaft. Durch die Verdrängung der alten deutschen Sprache könnte es passieren, dass die alten Aufzeichnungen und Chroniken der Hutterer unbrauchbar werden (vergleichbar mit der Entzifferung der Hieroglyphen; lange Zeit konnte man die Hieroglyphen nicht entziffern weil man die Priester, die diese lesen konnten getötet hatte. Erst der Stein von Rosette machte eine Übersetzung möglich!). So könnte der fast 500 Jahre alte „Kultur – Schatz“, den die Hutterer in ast 500 Jahren gesammelt haben, unbrauchbar werden, wenn Deutsch nur noch von der geistigen Elite gesprochen wird bzw. als Kirchensprache benutzt werden würde.

7. Die Hutterer heute

Die Erziehung der Jugend und vor allem deren Bindung an die Gemeinde stellen eine große Herausforderung dar. Die Rate der jungen Hutterer, die ihre Gemeinde verlassen, ist zwar relativ hoch, jedoch kehren sehr viele von ihnen wieder in die Gemeinde zurück. Das Umfeld der Hutterer beeinflusst nicht nur die Sprache, sondern auch Bereiche wie die Technik und das Schulwesen. Die modernen Hutterer geraten zusehends in einen Konflikt mit der von ihnen gelebten Gütergemeinschaft. Konkret wollen sie nach westlichem Vorbild ein individuelleres Leben führen. Bei älteren Generationen stieß die Gütergemeinschaft auf großen Anklang, heute gilt aber dieses System immer mehr als veraltet. Ich glaube heutzutage müssen die Hutterer ihr System auflockern, d. h. sie müssen sich den Einflüssen, die von der Außenwelt kommen, stellen bzw. öffnen, um ihr modernes Dasein zu wahren. Hutterer knüpfen immer mehr Kontakte mit der Außenwelt, besonders Mobiltelefone spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Diese Einflüsse könnten zu Kultureinbüßen führen und im schlimmsten Fall junge Hutterer dazu bringen, aus ihrer Gemeinde auszutreten. Heute gibt es noch ungefähr 45000 Hutterer. Diese leben fast ausschließlich in den USA und Kanada.

Quellen:

Kapitel 1,2 und 3: wikibooks

Kapitel 4 und 5: offizielle Homepage der Hutterer in Amerika:

Kapitel 6 und 7: http://www.meinglaube.at/stories/news_show.php?id=8 bzw. das Programm- bzw. Begleitheft der Schlossbergspiele Rattenberg von 2004

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